Musik kann beim Training fördernd wirken

Bewegung und Musik – eine enge Verbindung

Ob wummernde Bässe beim Tanzen in der Disco, motivierende Beats im Fitnessstudio oder anregend rhythmische Musik zum Laufen. Musik gehört für viele Menschen zu Bewegung und Sport einfach dazu. Schon die alten Griechen sahen in der Musik eine Ausdrucksform, die sowohl Seele als auch Körper berührt. Und gerade der Körper stellt auch aus heutiger wissenschaftlicher Perspektive eine Schnittstelle zwischen physikalischen und geistigen beziehungsweise emotionalen Prozessen dar, auf die auch akustische Reize Einfluss nehmen. [1]

Welche Wirkung Musik genau auf dich und deine Bewegungsabläufe hat, ob du mit ihr deine körperliche Leistungsfähigkeit steigern kannst und welche Rolle dabei die emotionale Ebene spielt, erfährst du in den folgenden Abschnitten.

Musik und Emotionen – Wie Emotionen und Bewegung zusammenspielen

Musik hat einen Einfluss auf die Bewegung

Musik hat einen großen Einfluss auf unsere Emotionen. Sicher kennst du das aus vielen verschiedenen Situationen in deinem Leben. Es gibt traurige, lustige, entspannende und aufputschende Musik. Insbesondere bei Letzterer bekommen wir schnell Lust, uns zu bewegen. Sie versetzt unseren Körper also in einen Zustand der Erregung.

Diese Wirkung lässt sich gut aus evolutionsbiologischer Perspektive erklären. Denn Emotionen stellen evolutionäre Mechanismen zur Leistungssteuerung dar, die uns die Möglichkeit geben, auf schwankende Umwelteinflüsse angemessen zu reagieren. [2] Schrille, laute oder unpassende Töne deuten auf Gefahr hin, entsprechend wird der Körper in Alarmbereitschaft versetzt, um für ein mögliches Bedrohungsszenarium gewappnet zu sein. Gaukelst du deinem Körper also mit Hilfe von Musik eine ähnliche Situation vor, wirst du aufmerksamer und kannst deine Kraftreserven besser aktivieren. [3]

Motivierende Musik – Aktivierung und Leistungssteigerung

Aber die Wirkung von Musik kann nicht allein auf Mechanismen zur Gefahrenabwehr zurückgeführt werden. Viele Studien zeigen, dass sie einen Einfluss auf persönlichen Einsatz und Motivation der Sportler hat. Als Motivation wird die Gesamtheit aller emotionalen und neuronalen Aktivitäten gesehen, die dich einem Ziel entgegenstreben lassen. Es fällt dir also leichter, überhaupt mit dem Sportmachen loszulegen.

Motivierende Musik steigert aber auch direkt deine körperliche Leistungsfähigkeit. Unter anderem wird die Herzfrequenz bei hoher Laufintensität positiv beeinflusst. Die Ausschüttung des Botenstoffes Vasopressin sorgt beispielsweise dafür, dass sich die Blutgefäße im Körper erweitern. So kann bei körperlicher Belastung pro Herzschlag mehr Blut durch den Blutkreislauf gepumpt werden, die Herzfrequenz bleibt also niedriger. [4]

Bewegung im Rhythmus der Musik

In der Musik bestimmen Rhythmus und Tempo die Geschwindigkeit. Musik wird vor allem über die Ohren wahrgenommen, kann aber auch körperlich gespürt werden. Und vor allem bei Ausdauersportarten findest du durch den Rhythmus mühelos in einen gleichmäßigen und kraftsparenden Bewegungsablauf. Dein Körper passt sich dem Rhythmus der Musik also an. Derselbe Effekt lässt sich auch unter Zuhilfenahme eines einfachen Metronoms beobachten. Gleichmäßige Bewegung ermöglicht es dir, bei sportlichen Aktivitäten Kraftreserven zu sparen. Es ist also vorteilhaft, wenn der Rhythmus der Musik ungefähr den Takt deiner Bewegung widerspiegelt.

So steigerten in einer Studie Wissenschaftler bei Läufern Tempo und Rhythmus der abgespielten Musik. Die Probanden passten sich automatisch mit ihrem Schritttempo der Musikgeschwindigkeit an und liefen deutlich schneller als zuvor. [5]

Wie wirkt Musik bei sportlicher Belastung auf unsere Körper?

Musik wirkt über das zentrale Nervensystem, das heißt über Gehirn und Rückenmark, direkt auf unseren Körper ein. Die Großhirnrinde dient dabei als Steuerungszentrale, die die verschiedenen Bereiche, die für die Musikverarbeitung zuständig sind, miteinander verschaltet. Auch die inneren Organe sind über neuronale Strukturen mit diesem System verknüpft. So haben insbesondere Rhythmus, Tempo und Harmonie der Musik einen Einfluss auf Blutdruck und Herzfrequenz. Dabei spielt auch die Ausschüttung verschiedener Botenstoffe eine Rolle. [6]

Wo finde ich die passende Musik zum Sport?

Mann sucht Musik zum Sport heraus

Wenn du die passende Musik zum Sport suchst, findest du zum Beispiel auf YouTube, Spotify oder iTunes unter den entsprechenden Stichworten vorgefertigte Songs und Playlists, die auf die jeweiligen Sportarten bereits zugeschnitten sind. Zum Laufen ist beispielsweise Musik mit 110 bis 130 BPM am besten geeignet, da diese Geschwindigkeit im Bereich der Lauf-Pulsfrequenz liegt. Mehrere Studien konnten außerdem zeigen, dass es für die Sportler wichtig ist, sich die Musik zum Sport selbst aussuchen zu können. Suche also am besten Stücke raus, die dir auch persönlich gefallen. Für den optimalen Tragekomfort bieten dir viele Hersteller spezielle Sportkopfhörer, die auch wenn du dich bewegst, optimal sitzen. [7]

Selbsteinschätzung und Geschicklichkeit

Mithilfe der Musik lassen sich jedoch auch nicht alle Faktoren der körperlichen Leistung beeinflussen. In einer Studie des Max-Plank-Instituts konnten Forscher nachweisen, dass motivierende Musik zwar zu einer höheren Risikobereitschaft führt, sich die motorischen Fertigkeiten der Teilnehmer durch den Einsatz von Musik jedoch nicht signifikant verbesserten. In der Studie sollten 150 Probanden jeweils einen Ball in einen Korb werfen. Die Wurfposition durften die Teilnehmer dabei selbst wählen. Je weiter sie vom Korb wegstanden, desto schwieriger wurde der Wurf, desto höher war jedoch die Belohnung. Teilnehmer, die motivierende Musik hörten, warfen ihre Bälle durchschnittlich von einer weiter entfernten Position, trafen jedoch nicht besser, als es ihren Fähigkeiten unter normalen Bedingungen entsprach.

Die motivierende Musik verbesserte in dieser Studie vor allem die Selbsteinschätzung bei Personen, die bereits zuvor gute Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball gezeigt hatten. Bei Personen, bei denen dies nicht der Fall war, warfen nicht mit einem höheren Selbstbewusstsein. [8]

Achte auf deine Grenzen

Musik kann auch dein Erschöpfungsempfinden hinauszögern und ein Stück weit unterdrücken. Einer der Gründe hierfür ist, dass die körpereigenen Erschöpfungshinweise wie schweres Atmen oder Herzpochen übertönt werden. Dein Körper orientiert sich jedoch auch an diesen Merkmalen, um den eigenen Erschöpfungsgrad einzuschätzen. Du solltest deshalb aufpassen, dass du dich nicht über alle Maßen belastest und immer auf die Signale Acht gibst, die dein Körper aussendet. Bei ohnehin geschwächten Patienten kann es durch die Kombination von Musik und Sport sowie der doppelten Belastung durch körperliche Betätigung bei gleichzeitiger emotionaler Aktivierung außerdem schnell zu einer Überstimulation kommen. [9]

Musik und Erholung

Mit Musik geht Erholung viel schneller

Viele Sportler nutzen gezielt Entspannungsmusik, um sich nach sportlichen Aktivitäten schneller zu regenerieren. Den Effekt, den entspannende Musik auf den Wert der Erholung ausüben kann, bezeugen mehrere Studien. So lässt sich bei langsamer Musik eine schnellere Normalisierung der Herzrate und Blut-Laktat Werte beobachten. Laktat entsteht, wenn der Sauerstoffbedarf im Muskel nicht ausreicht, um die nötige Energie für die Arbeit deiner Muskeln bereitzustellen. Auch sonamedic bietet dir ein großes Angebot an Meditationen mit entspannender Musik, mit denen du dich nach dem Sport optimal regenerieren kannst. [10]

Quellenverzeichnis

1) Kreutz, Gunter / von Georgie, Richard: Handbuch Musikpsychologie, hsg: Lehmann, Andreas C. / Kopiez, Reinhard, 2018, Seite 622. Online

2) Egermann, Hauke / Gunter, Kreutz: Handbuch Musikpsychologie, hsg: Lehmann, Andreas C. / Kopiez, Reinhard, 2018 Seite 619. Online

3) Gasenzer, E. R. / Leischik, R.: Musik, Puls, Herz und der Sport, Zeitschrift Herz. Cardiovascular diseases, 2016, Seite 47. Online

4) Elvers, Paul / Steffens, Jochen: The Sound of Success: Investigating Cognitive and Behavioral Effects of Motivational Music in Sports, 2017. Online

5) Van Dyck, E. / Moens, B. / Buhmann, J. / Demey, M. / Coorevits, E. / Dalla Bella, S. / Lehmann, S: Spontaneous Entrainment of Running Cadence to Music Tempo, 2015. Online

6) Kimmerly, Derek / Lee, Sam: Influence of music on maximal self-paced running performance and passive post-exercise recovery rate, 2014. Online 

7) Ansgar Mertin: Musik beim Sport. Die besten Trainings gibt’s bei 160 Beats pro Minute, Datum des Zugriffs: 30.09.2019. Online

8) Elvers, Paul / Steffens, Jochen: The Sound of Success: Investigating Cognitive and Behavioral Effects of Motivational Music in Sports, 2017. Online 

9) Gasenzer, E. R. / Leischik, R.: Musik, Puls, Herz und der Sport, Zeitschrift Herz. Cardiovascular diseases, 2016, Seite 50. Online

10) Eliakim, Michal / Bodner, Ehud / Eliakim, Alon / Nemet, Dan / Yoav, Meckl: Effect of Motivational Music on Lactate Levels During Recovery from Intense Exercise Online

 

 

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