Klopapier Hamsterkäufe Corona

Wo ist das Klopapier? – Menschen in Krisensituationen

Egal ob Nudeln, Hygieneartikel oder Klopapier. Steigen die Infektionszahlen und werden die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus verschärft, verschwinden viele alltägliche Artikel wie von Zauberhand aus den Supermarktregalen. Was in der Anfangsphase der Pandemie schon überwunden geglaubt war, ist jetzt vielerorts erneut zu erleben. Der Supermarkt ist einer der Orte, an dem wir direkt mit den Auswirkungen der Pandemie konfrontiert werden, auch wenn das Fehlen vieler Artikel ein hausgemachtes Problem ist. Das Coronavirus kann für den Mangel an haltbaren Lebensmitteln und Klopapier höchstens indirekt verantwortlich gemacht werden. Die Lieferketten haben bestand und die Klopapier- und Nudelhersteller produzieren auf Hochtouren. Die Schuldigen können aber schnell identifiziert werden: Hamsterkäufer.

Schenkt man den Bemerkungen Glauben, die im Bekanntenkreis und in den sozialen Medien kursieren, so steht in vielen Vorratskammern der Bundesrepublik palettenweise Klopapier für die kommenden Jahre bereit. Die Hamsterkäufer haben schnell viel Häme und Spott auf sich gezogen. Was will jemand schon mit bergeweise Klopapier anfangen? Lebensnotwendig ist es auf jeden Fall nicht. Spott und Häme wandeln sich jedoch schnell in Missmut, wenn der eigene kleine Vorrat an Klopapier langsam zur Neige geht und auch im dritten Supermarkt kein Ersatz zu bekommen ist. So mancher fragt sich zu diesem Zeitpunkt bestimmt, ob er nicht auch besser ein bisschen gehamstert hätte. Die folgenden Abschnitte beschäftigen sich mit der Frage, was Menschen überhaupt zu Hamsterkäufen bewegt und wie wir uns mit Achtsamkeit vor unüberlegten Spontanhandlungen bewahren können.

Leere Regale durch Hamsterkäufe

1.  Die Wirkung der Pandemie auf uns Menschen

Das Coronavirus ist für die meisten Menschen vor allem ein mediales Ereignis. Ein Virus ist nicht mit bloßem Auge erkennbar und solange wir oder ein Bekannter nicht selbst mit einem schweren Verlauf zu kämpfen haben, sind auch die Auswirkungen der Erkrankung nicht direkt spürbar. Dagegen kommen wir vor allem über Medien mit der Pandemie in Berührung. Auf unserem Smartphone, dem Fernseher und im Radio werden wir ständig mit neuen Infektionsrekorden und Todeszahlen konfrontiert. So entsteht ein diffuses Gefühl der Bedrohung, das sich allmählich im Bewusstsein jedes Einzelnen verankert. Ein solches kollektives Bedrohungsempfinden kann schnell Dynamiken entwickeln, die schwer vorhersehbar und manchmal auch unlogisch sind. Unter anderem auch, weil die moderne Risikologik der Vorsorge in einer Pandemie nur wenig ausrichten kann.

Wie mediale Ereignisse das Bedrohungsgefühl vieler Menschen verändern können, zeigte sich in der ersten Welle der Pandemie. Der Moment, als sich die freundliche Bitte des Gesundheitsministeriums, nicht in Panik zu verfallen, in einen flehentlichen Appell verwandelte, war genau der Startpunkt für die ersten großangelegten Hamsterkäufe. [1]

2. Warum hamstern Menschen?

2.1 Ist Hamstern eine rationale Entscheidung?

Der Wirtschaftsprofessor Dr. Christian Rieck macht nicht nur einzelne Hamsterkäufer für das Verschwinden von Klopapier und anderen Artikeln aus unseren Supermärkten verantwortlich. Er sieht die Versorgungsengpässe als Ergebnis rationaler Entscheidungen vieler Menschen.

Normalerweise habe jeder zuhause einen kleinen Vorrat an lebensnotwendigen Dingen, der etwa 3-5 Tage ausreiche, so Rieck. Diese kleinen Vorräte schwanken im Verlauf einer Woche. Ist am ersten Tag des Einkaufs genug für fünf Tage vorrätig, so reicht der Vorrat kurz vor dem Wochenendeinkauf vielleicht nur noch für ein oder zwei Tage. Eine schwer einschätzbare Situation wie die Ausbreitung eines Virus verunsichert viele Menschen auf verschiedener Ebene. In der Pandemie besteht beispielsweise die Sorge, sich zu erkälten und wegen der Hygienevorschriften und aus Rücksicht auf andere Menschen mehrere Tage nicht Einkaufen gehen zu können. Da macht es Sinn, die Vorräte für ein paar zusätzliche Tage aufzustocken, einfach für den Fall der Fälle. Den eigenen Vorrat um ein paar Tage zu erhöhen ist somit aber eine logische Entscheidung.

Hamsterkäufe in der Pandemie

Einzelne Vorratskäufe summieren sich

Treffen sehr viele Menschen gleichzeitig eine solche Entscheidung, braucht es gar keine groß angelegten Hamsterkäufe mehr, um einen Mangel im Supermarkt zu verursachen. Wenn sich fünfzig Menschen am Tag in einer Filiale entscheiden, eine Packung Toilettenpapier zusätzlich mitzunehmen, ist das Lager bald erschöpft. Leergekaufte Regale haben ihrerseits wiederum einen Einfluss auf den nächsten Kunden, der in den Supermarkt kommt und eigentlich gerne seinen Vorrat neu auffüllen würde. Er steht nun vor einem leergekauften Regal. Für ihn ist es plötzlich nicht mehr so einfach, die Dinge zu kaufen, die er benötigt. Wegen des Verhaltens der anderen kommt er zu dem Schluss, dass er auch sein Verhalten entsprechend anpassen muss. Sobald also die gewünschte Ware wieder verfügbar ist, kauft er für zwei Wochen Klopapier anstatt nur für eine Woche. So schaukeln sich kleine Anpassungen im Kaufverhalten gegenseitig hoch. Die leeren Regale erwecken jedoch den Anschein, als ob umfangreiche Hamsterkäufe stattgefunden hätten. [2]

2.2 Emotionale Handlungen in Krisensituationen

Aber natürlich gibt es sie, die klassischen Hamsterkäufe. Dies hängt mit dem subjektiven Bedrohungsempfinden zusammen. Jeder Mensch verarbeitet emotionale Reize anders und reagiert mit seiner eigenen subjektiven Risikoeinschätzung und entsprechendem Verhalten. So ist bekannt, dass Viele deutlich größere Angst vor einem Flugzeugabsturz als vor einem Autounfall haben, obwohl ein Flug im Flugzeug statistisch gesehen wesentlich sicherer ist. Und in Unsicherheitslagen gilt zumeist: Wenn ich nicht weiß, ob etwas schlimm ist, verhalte ich mich lieber so, als ob es schlimm ist. [3]

Ein Hamsterkauf, auch bei nicht lebensnotwendigen Dingen wie Klopapier, kann in einer als Bedrohung wahrgenommen Situation zumindest ein Stück weit das Gefühl der Kontrolle wiederherstellen. Immerhin hat man getan, was man tun konnte, um sich für die Krise zu wappnen. Ein solches Kontrollgefühl ist in der Pandemie Mangelware. [4]

3. Wann macht Hamstern Sinn?

Die Frage ob Hamsterkäufe eine logische oder rein emotionsgetriebene Entscheidung sind, hängt aber immer auch von der Gesamtstimmung in der Gesellschaft ab. Verfallen alle in Panik und kaufen die Geschäfte leer, kann der eigene Hamsterkauf als Überlebensstrategie sicher sinnvoll sein. Ist die Versorgungslage jedoch nicht bedroht, lohnen sich panische Hamsterkäufe nicht. [3]

Die Pandemie mag vor Augen geführt haben, wie störanfällig das System globaler Lieferketten sein kann, dennoch hat die Lebensmittel- und Klopapierversorgung bei uns eines gezeigt. Sie steht auf soliden Füßen. Auf leergekaufte Regale folgen neue Versorgungslieferungen. Klingt die erste Panikreaktion ab, füllen sich die Regale nach einigen Wochen wieder. Der Mangel im Supermarkt war somit nicht auf einen Zusammenbruch von Lieferketten, sondern auf das Verhalten der Menschen zurückzuführen. Möge es auch viel Kritik an der Agrarwirtschaft bei uns geben, in der Pandemie hat sie sich als Garant von Versorgungssicherheit gezeigt. [5]

Gesellschaft verhindert emotionale Extremsituationen

4.    Mit Achtsamkeit einen kühlen Kopf bewahren

Es lohnt sich in der Coronapandemie alle Entwicklungen mit etwas Abstand zu betrachten und zu versuchen, auch in bedrohlichen Situationen nicht in Panik zu verfallen. Wer in einer Krisensituation achtsam mit sich selbst und anderen umgeht, kommt besser durch schwere Zeiten und lässt sich nicht so leicht von seinen Emotionen mitreißen. Unüberlegte Hamsterkäufe sind in einer problematischen Situation sicher unsolidarisch, da sie andere Menschen in eine Versorgungsnotlage bringen. Achtsamkeit bedeutet, bewusst einen wohlwollenden Umgang mit sich selbst und anderen zu pflegen und eigene Sorgen und Ängste zu reflektieren. So kannst du mit klarem Kopf die richtigen Entscheidungen treffen. Die Krise sollte keinen egoistischen Überlebenskampf fördern, sondern uns für das Miteinander und die Nöte unserer Mitmenschen sensibilisieren. Eine Krisensituation ist in der Gemeinschaft am besten zu überstehen. [6]

Kleine Achtsamkeitsübungen können dir in schwierigen Situationen helfen, Stress abzubauen und dich von Ängsten zu befreien. Zum Beispiel kannst du durch Atem- oder Meditationsübungen zu mehr innerer Ruhe finden. Wir von sonamedic bieten dir über unsere App geführte Meditationen mit Binauralen Beats und Entspannungsmusik zu unterschiedlichen Themenbereichen. Auch Anfänger können sich hier schnell zurechtfinden.

 

 

(1) Alkemeyer, Thomas / Bröskamp, Bernd: Die Corona-Gesellschaft: Analysen zur Lage und Perspektiven für Zukunft. Hg. Michael Volkmer/ Karin Werner, Seite 70.

(2) Prof. Dr. Christian Rieck: Hamsterkäufe und Unfall-Gaffer: Mikromotive und Makroeffekte, vom 09.03.2020. Datum des Zugriffs 03.11.2020. Online.

(3) Schubring, David: Warum hamstern wir? Ein Emotionsforscher erklärt die leeren Supermarkt-Regale wegen der Corona-Angst, vom 03.03.2020, Datum des Zugriffs 05.11.2020, Online.

(4) Psychologie: Was hinter Klopapierhamsterkäufen steckt. 16.03.2020. Datum des Zugriffs: 05.11.2020. Online.

(5) Winterberg, Lars: Die Corona-Gesellschaft: Analysen zur Lage und Perspektiven für Zukunft. Hg. Michael Volkmer/ Karin Werner, Seite 334.

(6) Röther, Christian: Mit Meditation gegen Coronaängste: 12.04.2020. Datum des Zugriffs: 03.11.2020. Online.

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