Was bedeutet es im Flow-Zustand zu sein?
„Ich bin grad voll im Flow“. Ein Satz, den wir bestimmt alle schonmal gehört oder gesagt haben. Wenn wir im sogenannten Flow-Zustand sind, vertiefen wir uns vollkommen in eine Tätigkeit. Dabei rückt alles andere in den Hintergrund und wir befinden uns ganz im Hier und Jetzt. Ein beinahe tranceähnlicher Zustand, der häufig beim Sport machen oder bei kreativen Tätigkeiten auftritt. Auch Kinder befinden sich oft im Flow, wenn sie beim Spielen die Welt um sich herum komplett vergessen. Wir können jedoch bei allen möglichen Tätigkeiten im Flow sein.
Welche Vorteile bringt ein Flow-Erlebnis mit sich?
Im Flow-Zustand sind wir weder über- noch unterfordert, empfinden weder Langeweile noch Panik. Stattdessen können wir durch die hohe Konzentration auf unsere Tätigkeit Bestleistungen abrufen. Dadurch sind wir sehr produktiv und motiviert. Gleichzeitig empfinden wir großes Glück und vergessen alle Sorgen um uns herum. Zudem sind wir oft besonders kreativ.
Insgesamt bringt der Flow-Zustand also viele Vorzüge mit sich. Doch wie können wir diesen erreichen? (1)(2)
Voraussetzungen für den Flow
Der Schöpfer der Flow-Theorie ist der ungarische Psychologe Mihály Csíkszentmihályi. Er wollte wissen, wann Menschen in ihrem Alltag glücklich sind. Dafür befragte er vor allem Sportler und Künstler. Das Ergebnis: Sie waren am glücklichsten, wenn sie voll in dem aufgingen, was sie taten. Häufig sprachen die Probanden davon während einer Tätigkeit „im Fluss zu sein“. Diese Beschreibung übernahm Csíkszentmihályi, wodurch der Flow-Begriff entstand. Der Flow-Zustand hat folgende Merkmale: (2)(3)
1. Unsere Tätigkeit muss ein klares Ziele haben. Dadurch wissen wir, was wir als nächstes tun müssen, um unser Ziel zu erreichen. Somit bleibt unsere Aufmerksamkeit in der Gegenwart.
2. Die Rückmeldung kommt sofort. Wir erfahren durch unser Handeln unmittelbar, ob wir einen Erfolg oder eine Niederlage erleben, beziehungsweise etwas richtig oder falsch machen. Zum Beispiel bekommen wir beim Tennisspielen sofort Rückmeldung, ob unser Aufschlag gut ist oder im Aus landet.
3. Wir konzentrieren uns voll und ganz auf eine begrenzte Tätigkeit. Das bedeutet, wir fokussieren uns nur auf diese eine Handlung, zum Beispiel das Tennisspiel zu gewinnen.
4. Wir haben das Gefühl von Kontrolle über die Situation und über unser Handeln. Wir wissen also genau, was wir tun.
5. Die Schwierigkeit der Aufgabe muss in einem angemessenen Verhältnis zu unseren Fähigkeiten stehen. Ist die Aufgabe zu anspruchsvoll, sind wir überfordert. Ist die Herausforderung nicht groß genug, empfinden wir hingegen Langeweile.
6. Unsere Zeitwahrnehmung verändert sich. Dabei kann die Zeit wie im Flug vergehen oder sich besonders lang anfühlen.
7. Durch die hohe Konzentration auf eine Tätigkeit, verschmelzen Handlung und Bewusstsein miteinander. Das bedeutet, dass wir eins mit unserem Handeln werden und alles andere in den Hintergrund rückt. Wir sind frei von Sorgen und Ängsten.
8. Unsere Handlung ist autotelisch. Das bedeutet, dass wir die Handlung um ihrer selbst Willen ausführen, zum Beispiel, weil sie uns Spaß macht. Wir handeln hingegen nicht, weil wir Geld oder Ansehen dafür bekommen. (3)(4)(5)
Was passiert in unserem Gehirn?
Wenn wir uns im Flow befinden, lassen sich drei Veränderungen im Gehirn feststellen. Sie erklären auch den rauschähnlichen Zustand.
Der Hormoncocktail
Unser Gehirn schüttet fünf starke Hormone auf einmal aus: Dopamin, Noradrenalin, Serotonin, Anandamid und Endorphine. Dieser Hormoncocktail kann regelrecht süchtig machen, da er Stress reduziert und uns glücklich macht. Außerdem fördern die Hormone unsere Kreativität und helfen uns, mehr Informationen als gewöhnlich in kürzerer Zeit aufzunehmen. Durch die Ausschüttung der Hormone sind wir im Flow-Zustand also besonders leistungsfähig, glücklich und wollen diesen Zustand danach erneut erreichen. (6)(7)
Veränderte Aktivität von Hirnregionen
Außerdem ist in unserem Gehirn der präfrontale Cortex heruntergefahren. Das ist eine Hirnregion, die für bewusstes Handeln, Planung und die Selbstwahrnehmung verantwortlich ist. Dadurch erhöht sich der Fokus auf unser Handeln und wir konzentrieren uns nur auf das Hier und Jetzt. Unsere Sorgen vor der Zukunft oder über uns selbst rücken dabei in den Hintergrund.(6)(7)
Veränderung von Gehirnwellen
Zuletzt verändern sich im Flow-Zustand unsere Gehirnwellen. Gehirnwellen sind elektrische Signale, über die unsere Nervenzellen miteinander kommunizieren. Sie können in unterschiedlichen Frequenzen vorliegen, die mit verschiedenen Gemütszuständen verbunden sind.
Wenn wir wach sind, dominieren normalerweise Beta-Wellen, die eine hohe Frequenz haben. Sie sind vor allem mit Aufmerksamkeit, Wachheit und Konzentration verbunden. Im Flow-Zustand gehen diese Beta-Wellen jedoch in Alpha- und Theta Wellen über, bei denen niedrigere Frequenzen vorliegen. Alpha-Wellen treten vor allem bei Tagträumen und Theta-Wellen beim Einschlafen auf. Für den Wachzustand ist diese Mischung eher ungewöhnlich. Sie erklärt jedoch, wieso das bewusste Denken nachlässt und die Kreativität ansteigt. (6)(7)
So kannst du den Flow-Zustand erreichen
Den Flow-Zustand können wir nicht auf Knopfdruck erreichen. Jedoch gibt es Umstände, die uns helfen können, leichter in den Flow zu kommen. Hier sind fünf Tipps:
1. Schaffe eine Umgebung ohne Ablenkungen. Wenn du abgelenkt bist, zum Beispiel durch ein klingelndes Handy oder einen laufenden Fernsehen, kannst du dich nicht auf eine Tätigkeit fokussieren.
2. Trainiere mithilfe von Achtsamkeitsübungen im Hier und Jetzt zu leben. So kannst du dich ganz auf den gegenwärtigen Moment einlassen. In unserem Wissensartikel findest du 14 Tipps für ein achtsames und bewusstes Leben. Auch regelmäßige Meditation kann dir helfen, dich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren. Dadurch fällt es dir leichter, in den Flow zu kommen. Tipps für Meditationsübungen kannst du in unserem Wissensartikel zu dem Thema nachlesen.
3. Sorge für ein allgemeines Wohlbefinden. Dein Wohlbefinden erhöhst du durch ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Pausen und einen möglichst stressfreien Alltag. Wenn du unter Schlafproblemen leidest, kannst du in unserem Wissensartikel 5 natürliche Tipps zum besser Einschlafen finden. Hier kannst du erfahren, was du gegen Stress am Arbeitsplatz tun kannst.
4. Mache Dinge, die du gerne tust und für die du dich selbst motivieren kannst. Nur dann kannst du dich voll und ganz in eine Aktivität vertiefen.
5. Vermeide Multitasking. Beim Multitasking versuchst du, möglichst viele Dinge auf einmal zu machen. Dabei fokussierst du dich auf keine Tätigkeit richtig. In den Flow-Zustand kommst du hingegen nur, wenn du deine ganze Konzentration einer einzigen Aufgabe widmest. (6)(8)
Stressfrei in den Flow
Stress ist einer der größten Feinde des Flows. Wenn wir im Alltag gestresst sind, können wir uns nicht besonders gut auf einen Moment einlassen. Es fällt uns schwer, unseren Fokus auf eine Tätigkeit zu legen. Zudem tritt bei langanhaltendem Stress eine Ermüdung ein, wodurch wir wenig Lust auf soziale Kontakte oder Hobbys haben. Dann fällt es uns schwer, aus eigener Motivation eine Tätigkeit anzufangen, wie zum Beispiel Sport zu machen. Motivation und Fokus sind jedoch wichtige Voraussetzungen, um in den Flow zu kommen.
Wenn du in deinem Alltag oft mit Stress zu kämpfen hast, kann unser Onlinekurs zur Stressbewältigung helfen. Dort lernst du, wie du Entspannung und Gelassenheit in dein Leben bringst.